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 MUSTER 

 

 

Das Muster der Ambivalenz
 

Mit dem Erwachsenwerden geht auch die Erkenntnis einher, das jeder Mensch zwei Gesichter hat. Sehr interessant bei „Chihiros Reise ins Zauberland“ ist, das nahezu jeder Charakter zwei Seiten hat, die Chihiro und auch der Zuschauer erfährt.

 

Die „böse“ Hexe Yubaba hat nicht nur eine gutherzige Zwillingsschwester Namens Zeniba, sondern ist auf der anderen Seite auch eine liebende Mutter. „Alles hat seine zwei Seiten“ ist ein Muster welches der Film in zahllosen Variationen zeigt.

Vom überraschenden Verhalten Kamachis (erst gleichgültig gegenüber Chihiro, gegen Ende dann hilfsbereit und besorgt) bis zu Haku der zum einen in Menschen- als auch in Drachengestalt zu finden ist. Zum anderen hilft er Chihiro in der Geisterwelt zu überleben und ihre Eltern zu retten, zum anderen ist er der Handlanger Yubabas. Auch das Ohngesicht, welches erst ruhig und zurückhaltend ist, wird durch den gefälschten Reichtum nicht nur Äußerlich voluminös, sondern auch charakterlich laut und herrschend.

Auch Yubabas Riesenbaby Boh, das anfangs vom körperlichen groß ist, aber vom geistlichen eher kleinkariert und verzogen, zeigt sich zum Ende des Filmes verständnisvoll und uneingenommen, was auch durch die physische Verwandlung in eine kleine Ratte bewirkt wurde.

 

Bildcollage 16: Ambivalenz

Haku                                       Yubaba                                  Boh

Das Muster der Ãœbertreibung
 

Gerade das Rießenbaby Boh ist eine Figur die das Muster der Übertreibung sehr gut darstellt. Körperlich ist das Baby zwar ein Erwachsener, wird aber von seiner Mutter Yubaba aufs Äußerste verwöhnt. Das Kind lebt im Überfluss, umgeben von überdimensionalen Kissenbergen, überfüllten Spielzeugkisten und Essenstellern. Es lebt in einem goldenen Käfig, ohne Blick nach draußen auf seine Umwelt, der erst durch das Eingreifen Chihiros aufgebrochen wird.

 

Durch die Steigerung einzelner Charaktere oder Dinge im Film ins Extreme wird der Konsumismus der Gesellschaft kritisiert. Die Völlerei der Eltern, wodurch sie sich in Schweine verwandeln oder das Ohngesicht das durch seinen falschen Reichtum von gigantischen Essensbergen umgeben ist, jedoch trotzdem nicht zufrieden scheint.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zudem wird auch Fixierung auf äußere Reichtümer durch Übertreibung kritisiert. Zum einen durch den Goldrausch im Badehaus, der durch das Ohngesicht erzeugt wurde. Zum anderen wird auch Yubaba übergroß dargestellt, was sie äußerlich zwar erwachsen erscheinen lässt, jedoch innerlich kleinlich, da sie vor allem ihren eigenen Reichtum im Sinn hat. Besonders deutlich wird dies, als sie blind vor Gold und Juwelen, nichtmal erkennt das dass „ihr größter Schatz fehlt“ ( Siehe Video 4: Ihr größter Schatz, Chihiros Reise ins Zauberland, 01:42:39).

 

Video 4: Ihr größter Schatz

Slideshow 2

Das Muster der Embryostellung
 

Eine Körperstellung Chihiros, die immer wieder vor allem in den Anfängen des Filmes zu finden ist, ist die des Embryos. Sie charakterisiert vor allem das Thema des Erwachsenwerdens, da Chihiro durch den Eintritt in die Geisterwelt alles verliert, was ihr vertraut war. Immer wenn sie sich von ihren Gefühlen übermannt fühlt, verzweifelt, ängstlich oder hilflos ist, findet man die die Protagonistin in dieser Körperhaltung wieder. Hierdurch kritisiert der Film auch eine Gesellschaft, die Kinder nicht ernst nimmt und ihnen offenbar auch nichts zutraut, was sich auch im Selbstbild der Kinder und Jugendlichen niederschlägt.

 

Jedoch entwickelt sich die anfangs kindliche und furchtsame Chihiro  gerade durch ihr Abenteuer in der Geisterwelt zu einer mutigen jungen Frau, wodurch das Muster der Embryostellung auch vermehrt in den Filmanfängen und im Mittelteil zu finden ist. In der Geisterwelt wird Chihiro von Yubaba ihres Namens beim unterschreiben des Arbeitsvertrages beraubt, wodurch auch ein Stück Kind in Chihiro genommen wird. Sie geht auch hierdurch auf dem Weg zum Erwachsenwerdens einen Schritt nach vorn

Gegen Ende des Filmes ist die Embryostellung nur noch selten zu finden, bis Chihiro die Geisterwelt mit ihren Eltern wieder verlässt, was eine geistige Neugeburt bzw. Weiterentwicklung symbolisiert. Auf ihrer Reise durchlief Chihiro den Übergangsritus und wird so nicht nur geistig erwachsener sondern entwickelt sich zu einem eigenständig handelnden und selbstbewussten Mädchen.

 

Slideshow 1

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